Der abgelegene Wakhan wartet mit Geheimnissen auf, die der Jenenser Bergsteiger Steffen Graupner seit einem Jahrzehnt erforscht. Von neuen Entdeckungen bei einer gemeinsamen thüringisch-sächsischen Expedition berichten die beiden Leipziger Christine Fischer und Matthias Müller am Mittwoch, 1. Februar, 20:30 Uhr, tapir, Georgiring 4-7, Leipzig.
Auf der südlichen Seidenstraße gab es nur einen einzigen Weg durch die eisgepanzerte Bergwildnis der 7000er von Pamir, Hindukusch und Karakorum direkt nach China: Den Wakhan-Korridor! Als „Zeigefinger“Afghanistans war der Wakhan über Jahrtausende hinweg Handelsweg und Heerstrasse; archaischer Highway für Philosophie und Religion, Seide und Gold, Armeen und Entdecker.
Dem steht die heutige Abgeschiedenheit und Isolation des Wakhan entgegen. Sie verlangt den wenigen Bewohnern, Pamir-Kirgisen und Wakhi, ein entbehrungsreiches Leben unter harten Bedingungen ab, bewahrte sie aber auch vor den Interessen der verschiedenen Konfliktparteien der letzten 40 Jahre: Weder Krieg noch Talibanherrschaft haben den Landstrich zwischen 2500 und 4300 Metern Höhe und seine Bewohner gezeichnet.
In ihrem Multivisionsvortrag gewähren sie Einblicke in das Leben der im Großen und Kleinen Pamir halbnomadisch lebenden Kirgisen. Seit der sowjetischen Invasion Ende der 1970er Jahre leben sie ganzjährig weit im Osten des Wakhan und haben kaum Kontakt zur Außenwelt. Die Expeditionsteilnehmer besuchten aber auch die in den Tälern wohnenden Wakhibauern, die ihre Tiere auf die Sommerweiden in bis zu 4000 Meter Höhe treiben, folgten dem Lauf des Pamir-Flusses, der einem ganzen Gebirge seinen Namen gab und erklommen einen unbestiegenen 6000er. Zudem gelang es dem thüringisch-sächsischen Team eine neue Quelle des legendären Flusses Oxus in der Bergwildnis des Wakhan zu verorten. Die Frage nach der genauen Lage der Quellen des Flusses, den wir heute als Amu Darja kennen, ist eines der noch ungelösten Rätsel der Geographie.